WUFI-Simulation: Austrocknung Kupferblechdach (oxidiert vs. blank, Verschattung durch Terrasse)

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WUFIHOOCK
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WUFI-Simulation: Austrocknung Kupferblechdach (oxidiert vs. blank, Verschattung durch Terrasse)

Post by WUFIHOOCK »

Hallo zusammen,

wir betreuen aktuell ein Sanierungsprojekt und möchten zur Beurteilung des Feuchteverhaltens eine WUFI-Simulation durchführen. Es geht um folgendes Dach (Bestand wurde erneuert, Dachaufbau bleibt aber grundsätzlich identisch):

- Kupferblech (neu verlegt)
- Bitumendachbahn
- Holzschalung, ca. 2 cm
- Mineralwolledämmung, ca. 28 cm
- WÜTOP DB 2 Dampfbremse

Dabei sind bei uns ein paar Punkte unklar:

1. Strahlungsabsorptionszahl Kupferblech (oxidiert vs. blank)

WUFI bietet für Kupfer u. a. „oxidiert (trocken)“ und „oxidiert (nass)“.
Unsere Simulation zeigt:

oxidiert (trocken) → langfristig gute Austrocknung

blankes Kupferblech → kritische Anreicherung (auch oxidiert nass zeigt kritische Ergebnisse)

Da das Blech neu eingebaut wird, stellt sich die Frage:
Wie schnell oxidiert ein Kupferblech in der Praxis so weit, dass die verwendete Absorptionszahl „oxidiert (trocken)“ realistisch ist?
Und: Ist es zulässig bzw. konservativ genug, direkt mit „oxidiert (trocken)“ zu rechnen?

2. Verschattung durch Dachterrasse

Ein Teilbereich des Daches wird durch eine Dachterrasse verschattet (Holzbelag: Lärche, vergraut). Auch hier stellt sich uns die Frage inwieweit es realistisch ist Lärche vergraut anzusetzen.
Die Simulation des verschatteten Feldes führt zu kritischen Feuchtewerten bzw. zu einer Erhöhung des Gesamtwassergehaltes in der Dachkonstruktion.

Allerdings bestand die Dachterrasse schon im Altzustand und laut Bauherr gab es nie Feuchtigkeitsprobleme. Das würde sich mit den Ergebnissen des unverschatteten Teilbereiches (Kupferblech oxidiert trocken) decken, da bei diesem Ergebnis der Gesamtwassergehalt in der Dachkonstruktion sinkt.
Wie bewertet ihr diesen Widerspruch?
Kann es sein, dass die im Bestand vorhandene Oxidation oder veränderte Materialkennwerte die reale Austrocknung stark begünstigt haben?

3. Option: Innenseitig höhere Dampfdichtheit

Um einen Eintrag von Wasserdampf in die Konstruktion sicherzustellen, überlegen wir, den inneren sd-Wert weiter zu erhöhen (z.B. Ausführung einer dampfdichten Folie innenseitig).

Frage zur Flankendiffusion:
Ist davon auszugehen, dass reale Austrocknungswege, z. B. über angrenzende Bauteile (Außenwand an Flachdach) die Situation entspannen würden?

Vielen Dank schon einmal, wir freuen uns über Einschätzungen und Erfahrungswerte. 8)
Christian Bludau
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Re: WUFI-Simulation: Austrocknung Kupferblechdach (oxidiert vs. blank, Verschattung durch Terrasse)

Post by Christian Bludau »

Hallo,

generell ist es heutzutage nicht mehr zu empfehlen, außen dampfdichte Dächer ohne zusätzlicher Dämmung über der Schalung auszuführen. Dies gilt als Sonderkonstruktion und hat sehr klare Anwendungsgrenzen. Siehe hierzu auch Informationsdienst Holz - Flachdächer in Holzbauweise:
https://informationsdienst-holz.de/publ ... lzbauweise

1. Strahlungsabsorptionszahl Kupferblech (oxidiert vs. blank)

Die Oxidationsgeschwindigkeit hängt von der Bewitterung ab und dauert zwischen paar Wochen und paar Jahren (geschützt). Aber im Dachbereich würde ich schätzen, das das relative schnell geht und tendenziell die oxidierte Variante zur Bemessung ansetzen.

Die Werte für Kupfer, oxidiert, nass kommen aus meiner Diss*), dies wurden für Vergleichsberechnungen der Emission von blanken Oberflächen bestimmt. Da das Blech ja nicht dauerhaft nass ist, würde ich trocken, oxidiert ansetzen.
Der Unterschied im Ergebnis zwischen nass und trocken oxidiert zeigt aber, dass der Aufbau kaum Trocknungspotiential aufweist.

*)Spezielle Randbedingungen für die hygrothermische Simulation von Flachdächern in Holzbauweise - https://www.researchgate.net/publicatio ... lzbauweise


2. Verschattung durch Dachterrasse

ja, das ist so, dass sich die Verschattung negativ auswirkt.

Dass bislang kein Schaden aufgetreten ist, kann an einer guten Ausführung liegen. Trotzdem baut man das heute nicht mehr so, da in der Vergangenheit viele Problemen mit solchen Dächern aufgetreten sind. Die heutigen Nachweise verlangen Sicherheiten wie z.B. die Infiltrationsquelle, die ein Augenmerk auf kritische Stellen legen - und damit oft zum Ausschluss solcher Konstruktionen führen.


3. Option: Innenseitig höhere Dampfdichtheit

Auch eine dichtere Dampfbremse innen ist bei so einer Konstruktion in der Regel nicht positive nachweisbar.
Ob solche Dächer heute noch positiv nachgewiesen werden können ist maßgeblich von der Feuchtelast im Innenklima abhängig.

Frage zur Flankendiffusion

In der Hauptfläche verläuft der Feuchtetransport in Richtung des Temperaturgefälles, so dass die Flankendiffusion keinen maßgeblichen Einfluss haben wird. Im Randbereich kann schon sein, dass hier etwas Feuchte abgeführt werden kann, aber bei ungünstigen Randbedingungen kann eventuell auch zusätzliche Feuchte aufgenommen werden. Dies könnte mit WUFI 2D betrachtet werden.

Christian
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