3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Wed Feb 17, 2016 3:58 am -1100

Ok, die Simulationen mit Dreischichtplatte und Dreischichtplatte mit Folie sind durch.

Die Ergebnisse sind ein bisschen besser. Mit Dreischicht und Folie ist es vom ersten Jahr an gleich eingependelt: 110kg/m3 im Sommer, 135kg/m3 im Winter. Das entspricht nach meiner Rechnung 19-22 Prozent. Das sollte ja eigentlich in Ordnung sein. Gerade so knapp mal eben in Ordnung.

Ohne die Folie geht er auf 77 bis 84 runter, Tendenz immernoch (sehr sehr leicht) sinkend. Also 12 bis 14 Prozent. Das wäre ja suuuuper gut!

Was meinst Du? Ok, Du bist zurückhaltend mit Beurteilungen, das verstehe ich. Aber so rein aus dem Bauch heraus: Wäre Dir wohl? Würderst Du zumindest in Erwägung ziehen, die Folie grossflächig runterzuschneiden?

Runterschneiden würde bedeuten (Elektrorohre und teilweise Lattung sind schon montiert):
- Überall da, wo es ein abgeklebtes Loch in in der Folie hat: --> aufschneiden, das Loch darunter abkleben (obwohl ich nicht weiss, ob die Schrauben wirklich durch gehen).
- Die Latten so weit lösen (da müsste man schauen, wie gut das geht), dass man drunter durch kommt.
- Die Folie entlang der Wände aufschneiden, ein paar cm vor der Wand, und ebenfalls bei den Stössen der Dachelemente zueinander die Folie sein lassen.
- Diese sehr grossen Löcher, die man so runtergeschnitten hat, rundherum wieder abkleben. Unter der Lattung wird das vielleicht etwas aufwändiger.

Alternativ: Die Lattung komplett entfernen, obiges durchziehen, und dann die Lattung wieder montieren.

Da, wo viele Elektrorohre durchgehen, halt die Folie sein lassen. Das ist bei mir in der Mitte der Wohnung der Fall, und da sollte ja die Gefällsdämmung sehr dick sein.

Hm... ja, eben. Mit dieser Aktion kann man sich natürlich auch wieder einige Undichtigkeiten reinholen. Andererseits, wenn man damit SOOOO viel Rücktrocknungspotential reinholt... Was meinst Du?

EDIT: Moment, halt mal! 19-22%, das wäre ja eben NICHT in Ordnung! Wir haben ja OSB! Und laut Deiner Aussage wären wir zwar noch nicht im Bereich, wo das Holz selber leidet, wohl aber die Verleimung! Also Quellung. Und ob das gut ist für die Dichtigkeit?

Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Wed Feb 17, 2016 5:12 am -1100

Achtung, in deinem Fall 1 bringt die Regenquelle kaum Wasser in die Substratschicht ein. Hat bisserl gedauert, bis ich den Grund gefunden habe. Es liegt daran, dass Du unter Orientierung bei der Ermittlung der Schlagregenkoeffizienten R1 und R2 werte für dei Wand drinnen hast. R1 muss 1 sein, R2 0, dann ist die Windabhängigkeit raus..
Bitte rechne die Variante "nur Dreischicht" nochmal und achte darauf, dass z.B. der Vlies möglichst dauerhaft durchfeuchtet ist.

Wenn ich jetzt nichts übersehen habe, sieht dass dann so für den Wassergehalt der OSB aus:
osb.png
Wassergehalt OSB
osb.png (19.98 KiB) Viewed 12696 times
Die 18 M.-% ist der Grenzwert für Holzwerkstoffe aus DIN 68800. Für eine Bemessung der Konstruktion wäre der Wassergehalt bei Kombination von variabler Dampfbremse und Dreischichtplatte zu hoch. Auch in der Variante mit Dreischichtplatte statt Dampfbremse wären die Werte zu hoch. Eine Ausführung nur mit variabler Dampfbremse wäre möglich.

Um die Konstruktion auf der sicheren Seite auszuführen, muss eigentlich vorab ein bauphysikalischer Nachweis erstellt werden. Dieser kann bei einem Gründach NICHT mit dem Glaser-Verfahren erfolgen.
Um die Konstruktion mit beiden Dampfbremsen (Holz und Vario) auszuführen, bedarf es vermutlich einer höheren Aufdämmung.

Sollte eine Schicht aus welchem Grund auch immer wegfallen, wäre es vor allem wichtig, darauf zu achten, dass die verbleibenden Schichten die luftdichte Ebene bilden, d.H. Spalten usw. müssen gut abgeklebt/ gefüllt werden.
Bei späterem Anstrich wäre darauf zu achten, dass man keine diffusionshemmende Farbe verwendet, da diese den sd-Wert wieder erhöht.

Hinweis: Das ist nur die Darstellung der Ergebnisse aus deiner Projektdatei, ich übernehme keine Verantwortung für die Richtigkeit und auch keine Haftung für Fehler oder sonstwas.

Christian

SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Wed Feb 17, 2016 5:52 am -1100

Ja, dieses Ergebnis habe ich jetzt auch bekommen. :-( Vielen Dank für das Suchen und Entdecken des Fehlers.

Jetzt habe ich ein richtig richtig grosses Problem, wie mir scheint. Ich kann dem Holzbauer ja nicht sagen, er soll das ganze Haus neu bauen. Und eine Entfernung der 3-Schichtplatte würde wohl darauf hinauslaufen. Es sei denn, wir machen doch wieder das mit der "Perforierung".

A propos überdämmung: Hier habe ich 5cm angenommen. Minimal sind 4cm (Gefällsdämmung. Aber durchschnittlich natürlich viel mehr. Bei 1.5% Gefälle und 20x10m Dachfläche sollte ich ja an der höchsten Stelle so um die 25cm Überdämmung haben. Nur: Die OSB-Platte unter der 4cm-Dämmung wird sich nicht um den Durchschnitt scheren, oder? Die 5cm habe ich halt angenommen, weil ich davon ausging, dass die Auffeuchtung nicht sooooo lokal geschehen würde, dass ich von einer mittleren Dicke von 5cm in einem Flächenelement ausgehen könne. Ein Ein-Meter-Band um den Dachrand, resp. bei den tiefsten Ecken, würde dem entsprechen.
Wie geht man denn normalerweise simulationstechnisch mit Gefällsdämmung um?

Dann ist es halt noch so, dass die Mineralwolle nicht 0.04W/mK hat, sondern laut Spec <0.036W/mK. Das macht es ja auch nicht besser. Den genauen Dämmwert der Überdämmung allerdings kenne ich nicht. Da habe ich einfach mal EPS genommen. Und die Bitumenbahn habe ich als Dampfsperre genommen (1500m; Bitumendichtung habe ich im Katalog nicht gefunden). Ich denke aber nicht, dass das ein grosser Unterschied ist.

Wahrscheinlich müsste man also wirklich mehr Dämmung machen? Das würde heissen:
- Dachhaut wieder öffnen
- zusätzliche Dämmmatten rein
- Aufbordung neu machen
- Sonderbewilligung für die zusätzliche Höhe bei der Gemeinde einholen.

:( :( :(


Hmmm... mal überlegen: Die Problematik ist da akut, wo die Gefällsdämmung gering ist, richtig? Das sollte irgendwo in den Ecken des Dachs sein. So wie ich mir das vorstelle, ist das Dach so etwas wie ein Gibeldach, das zu den vier Ecken hin abschüssig ist. Wenn ich jetzt ein paar Simulationen mit höherer Überdämmung mache, und mich so an den Punkt herantaste, an dem es kritisch wird, dann bestünde einfach bei diesen vermutlich vier Ecken Handlungsbedarf, richtig? Man könnte also nur da gezielt die Dreiischichtplatte wegnehmen, resp. sehr grosszügig perforieren. Die Rücktrocknung, das haben wir ja viele Posts weiter oben schon besprochen, geschieht recht lokal. In den vier Wohnungsecken haben wir eigentlich nicht so viel Zeug, das uns ein Entfernen der Dreischichtplatte verhindern sollte.
Ich habe gerade nochmals eine Simulation gemacht (allerdings ohne adaptive Zeit). Bei 10cm Überdämmung haben wir schon eine wunderschöne Austrocknung (max. etwa 17% im Winter). Das wäre etwa vier Meter von den bösen Ecken entfernt.

So ganz schlau werde ich immer noch nicht über die Vorstellung "Gramm Wasser pro qm und Jahr". Sagen wir mal, ich habe ein winziges Dach von einem Quadratmeter. Das erlaubt mir dann eine bestimmte Menge Wasser.
Jetzt mache ich das Dach 5x5 Meter gross. Dieses Dach erlaubt mir rechnerisch ja dann, wenn gleich konstruiert, 25 mal mehr Wasser. Was aber, wenn die ganze Luft durch eine Ecke pfeift? Dann geht die 25-fache Menge Luft durch diese Ecke. Beim 1qm-Dach kein Problem, beim 25qm-Dach sehr wohl.
Geht man nun davon aus, dass die Luft, die statistisch gleichverteilt in das Dach reinkommt, auch statistisch gleichverteilt aus dem Dach rausgeht, oder geht man davon aus, dass Luft, die von der Mitte des Dachs bis zur Ecke fliesst, unterwegs schon viel Feuchte abgibt, womit das ganze dann wieder skaliert?
Sprich: Das "gute" Dach in der Mitte, mit viel Rücktrocknungspotenzial, hilft mir das doch ein bisschen, das "böse" Dach in der Ecke ein bisschen zu "zähmen"? Oder nochmals anders: Gibt es doch so etwas wie eine Mittelwertbildung über die Dicke der Überdämmung bei Gefällsdämmung?

Noch eine Idee: Bei einer Dachbegrünung sollte man ja an den Rändern ein Kiesbett lassen. Man könnte ja dieses Kiesbett in den Ecken sehr breit machen. In jeder Ecke 3x3m Kies. Das würde ja dann auch etwas besser abtrocknen. Oder, wenn wir schon dabei sind, diese Ecken halt gleich unbeschichtet lassen! Dann habe ich zwar an den vier Ecken eine nackte Dachhaut, die mir entsprechend stark den Temperaturschwankungen und mechanischen Widrigkeiten ausgesetzt ist. Aber das wären dann vier Flächen von überschaubarer Grösse. Jedes Jahr einmal da rauf und sehr genau alle Nähte anschauen. Ich habe das mal gerechnet - wenn ich nicht doch noch einen Fehler gemacht habe, trocknet das ja extrem aus!

Ich glaube halt, ein Gründach ist bei uns Pflicht. Und grundsätzlich ist es ja auch eine gute Sache. Und natürlich ist es aus klimatechnischer und ökoligischer Sicht ein bisschen doof, genau da, wo ich die geringste Dämmung habe, auf die dämpfende Schicht Substrat zu verzichten. Aber wenn die Alternative wäre, das gesamte Dach neu zu bauen oder nach 10 Jahren eine Dachsanierung zu machen, wäre das ein kleines Übel.

Und gleich noch eine Idee: Wenn wir jetzt in den Ecken keine begrünung machen, dann haben wir da 80mm freie Höhe! Also warum nicht in den Ecken eine Stufe rein? Von 40mm Gefällsdämmung rauf auf 90mm! Das gäbe dann halt vier "Plattformen" neben dem eigentlichen Gründach. Die Abflüsse müsste man dann halt ein bisschen versetzen.

Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Wed Feb 17, 2016 9:01 pm -1100

Hallo Simon,

bei einer Gefälledämmung ist i.d.R. die niedrigste Stelle maßgeblich. Zur Kontrolle sollte die höchste auch überprüft werden. Ein Mittelwert wird nur bei stationären Verfahren hin und wieder verwendet. Schau mal ob Du irgendwie die Wärmeleitfähigkeiten der verbauten Dämmstoffe herausfinden kannst, davon hängt der Wassergehalt von deiner Konstruktion stark ab.

Und dann rechne mal die niedrigste Stelle mit Kies. Kies dämpft die Tempertur nicht so ab und sollte daher günstiger sein.... Der Kiesrand ist u.a. dazu da, dass eine an der Attika entstehende Windwalz nicht dein Dach "wegsaugt". Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob man den einfach erhöhen könnte... Aber den breiter zu machen wäre bestimmt eine einfache Lösung.

Die Bitumenbahnen haben i.d.R. so 300m sd-Wert, aber das wird in deiner Betrachtung kaum was ändern.

Die Vorstellung mit dem Wasser per m² ist eine vereinfachte Annahme. De facto weiß man die genauen Strömungswege nicht. Daher nimmt man die Luftdichtheit der Gebäudehülle, bezieht diese auf das Dach und auf den Temperaturdifferenz. D.h. die Größe des Daches ist vorhanden, aber der Wert wird über die Fläche verschmiert und es Fallen dann pro m² eine theoretische Menge Wasser in der Konstruktion an. Natürlich könnte es passieren, dass sich die ganze Feuchte an einer Position akkumuliert, aber das kann man nicht berücksichtigen.
Allerdings würde ich mir da an deiner Stelle keine so großen Gedanken machen. In deiner Berechnung beträgt der Feuchteeintrag ca. 20g/m² pro Jahr (hauptsächlich Winter).

Christian

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Wed Feb 17, 2016 9:33 pm -1100

Hallo Christian,

Hey, nochmals, und ich kann das nicht oft genug schreiben: VIELEN DANK für Deine Antworten!!

"Allerdings würde ich mir da an deiner Stelle keine so großen Gedanken machen. In deiner Berechnung beträgt der Feuchteeintrag ca. 20g/m² pro Jahr (hauptsächlich Winter)."
Diesen Satz verstehe ich jetzt nicht ganz. Ist das jetzt der Feuchteeintrag, der konvektiv angenommen wird? Und inwiefern muss ich mir da keine Sorgen machen? Der Satz tönt natürlich schön, aber ich weiss nicht, wie ich ihn verstehen muss.

Morgen wäre, wie ich heute erfahren habe, geplant, die Dachbegrünung zu legen. Das habe ich jetzt mal abgesagt. Am Montag kommt mein Bauplaner und Holzbauer von den Ferien zurück dann werde ich das ganze mit ihm mal besprechen.

Übrigens habe ich noch etwas ein bisschen gutes und etwas ganz schlechtes über mein Dach erfahren. Das ein bisschen gute ist: Die minimale Überdämmdicke beträgt nicht vier, sondern fünf cm. Das ganz schlechte: Es ist von der Form her ein einfaches "Gibeldach" mit dem "First" über die lange Seite. Das heisst, die kritischen Bereiche sind nicht die Ecken, sondern etwa 3.5m breite Streifen an den Längsseiten.

Ich habe aber noch mit meinem Dachdecker gesprochen. Der hatte auch noch eine, wie ich finde, sehr gute Idee. Wenn sich das Problem wirklich erhärten würde, könnte man an diesen Rändern auf die Gefällsämmung ein Umkehrdach legen. Das bedürfte nicht einmal einer neuen Abdichtung. Einfach Dämmatten drauf, oben ein Vlies, und darauf eine dünne Kiesschicht. Oder sogar eine Grünschicht. Die Dachrandaufbordung lässt da noch einiges zu.

Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Wed Feb 17, 2016 10:27 pm -1100

Hallo Simon,
die 20g/m² (ja, nur konvektiver Eintrag) sind relativ wenig im Vergleich zu den 250g/m², die man bei stationären Verhältnissen ansetzen müsste (und mit denen es ja nicht funktioniert hat). Daher hast Du keinen besonders hohen Feuchteeintrag, wenn die Konstruktion dicht ausgeführt wird. Das liegt u.a. an der Überdämmung.

Ist das so schlimm mit der Gibelausbildung? Da ist doch trotzdem ein Kiesstreifen unten? hast DU mal eine Berechnung nach dem Kiesdachmodell gemacht? Ich gehe davon aus, dass die Ergebnisse deutlich günstiger sind als mit Gründach....

Christian

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Wed Feb 17, 2016 10:46 pm -1100

Christian Bludau wrote:Hallo Simon,
die 20g/m² (ja, nur konvektiver Eintrag) sind relativ wenig im Vergleich zu den 250g/m², die man bei stationären Verhältnissen ansetzen müsste (und mit denen es ja nicht funktioniert hat). Daher hast Du keinen besonders hohen Feuchteeintrag, wenn die Konstruktion dicht ausgeführt wird. Das liegt u.a. an der Überdämmung.
Christian
Ich stehe glaube ich etwas auf dem Schlauch. Die 20g/m2 und Jahr sind ja angenommen, oder? Die sind nicht simuliert, richtig? Wenn ich Dich richtig verstehe, ist es aufgrund der Überdämmung gerechtfertigt, einen so geringen Feuchteeintrag anzunehmen? Aber die Resultate stützen sich auch auf diese weit weniger pessimistische Annahme. Oder habe ich Dich jetzt falsch verstanden?

Wegen dem Gibeldach: Ich weiss nicht, ob Du mich jetzt falsch verstanden hast. Es geht nur um die Geometrie der Gefällsdämmung. Ich ging von einer "Zuspitzung" von allen Seiten her in die Mitte aus. Stattdessen ist das Gefälle quer zur Längsachse ausgebildet. Das ergibt mir natürlich rein rechnerisch eine viel grössere Fläche, wo wir eben nahe an der Minimaldicke laut Simulation sind.

Kies habe ich noch nicht simuliert, habe ich aber natürlich vor. Was nehme ich denn da für eine Absorbtion? Dunkle Oberfläche wohl nicht, das Kies ist ja vermutlich hell.

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Wed Feb 17, 2016 11:49 pm -1100

Hallo Simon,
jetzt glaube ich reden wir beide aneinander vorbei. Also in der Berechnung kommt es Aufgrund der Annahme einer einigermaßen luftdichten Konstruktion und der vorhandenen Überdämmung (verschiebt den Taupunkt) zu einem theoretisch jährlichen Eintrag von 20g/m². Also nicht angenommen, sonder aufgrund der Annahme in der Simulation eingetragen.

Zum Gibeldach: Aber auch bei einer Zuspitzung von allen Seiten zur Mitte hin müsstest Du umlaufen entlang der Attika einen "niedrigen Streifen" haben. Bei einer Gibelausbildung nur an 2 Seiten? Also kleinere Fläche?
Christian

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Thu Feb 18, 2016 12:51 am -1100

Achsoooooo! Hm... ich habe den Compi mit Wufi gerade nicht zur Hand... mal sehen, ob ich Dich jetzt verstanden habe: Vorhin habe ich gesagt: 250ml WASSER. Und jetzt sage ich: soundsoviel (drei waren es glaube ich?) m3 LUFT, wovon Wufi dann findet, werden 20ml Wasser rausgequetscht (weniger als z.B. ohne Überdämmung)? Das hatte ich vermutlich falsch verstanden, weil ich dachte, mit anhand der Dichtigkeitsklasse, zusammen mit der Höhenangabe etc, werde ERST MAL mit einer statischen Formel eine anzunehmende Auffeuchtung berechnet/geschätzt, und DANN die FEM-Analyse gestartet, wobei diese Auffeuchtung fix eingetragen würde, so wie vorhin die 250ml.

Wegen dem Gibeldach: Ich dachte halt, mein Dach sieht so aus, dass, wenn ich einen Schnitt knapp hinter irgendeinem Dachrand mache, ich ein Gefälle von 1.5% sehe. Aber dem ist nicht so. im Längsschnitt gibt es kein Gefälle nur im Querschnitt. Deshalb ging ich von einer kleineren kritischen Fläche (und natürlich von einer massiv grösseren Dicke an der höchsten Stelle in der Mitte des Dachs) aus.

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Thu Feb 18, 2016 1:00 am -1100

Hab ich noch vergessen:
Kies habe ich noch nicht simuliert, habe ich aber natürlich vor. Was nehme ich denn da für eine Absorbtion? Dunkle Oberfläche wohl nicht, das Kies ist ja vermutlich hell.
Wir haben auf unserer Homepage eine Anleitung dazu, bitte die entsprchende Absortpion verwenden.
https://wufi.de/de/service/downloads/
Leitfaden zur Berechnung von bekiesten Dächern

Christian

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Thu Feb 18, 2016 12:14 pm -1100

Hallo Christian,

ich habe wieder ein bisschen simuliert, und was ich meine herausgefunden zu haben, erstaunt mich doch ein bisschen. Obwohl es ja durchaus sein kann.

Ich bin ja immernoch nicht ganz sicher, ob das Modell "Dreischichtplatte" oder das Modell "Weichholz" die Realität besser trifft. Interessanterweise macht das einen recht grossen Unterschied, wenn ich eine Folie drin habe ( 3-Schicht vs. Weichholz: 18-20% vs. 18-22% bei 55mm Überdämmung). Ohne die Folie hingegen sehe ich keinen Unterschied.

Die Abhängigkeit von der Dämmschichtdicke ist gar nicht so gross. Zwischen 5.5 und 13mm macht es etwa 2%punkte aus bei der minimalen und maximalen Durchfeuchtung. Das bedeutet, dass es definitiv nicht reicht, nur an den "kritischen Zonen" die Folie wegzunehmen. Mit Folie: 18% <-->22% bei 55mm, 16% <--> 20% bei 130mm.

Auf der anderen Seite sieht es dafür ohne die Folie sehr gut aus: 17% <--> 19% bei 55mm, 15% <--> 17% bei 130mm. Und bei 7mm, das ist etwa 1.5m vom Dachrand entfernt, haben wir bereits 16% <--> 18%.

Das Fazit ist wohl klar: Die Folie muss gesamtflächig weg. Und ein etwa 1.5-2 Meter breiter Kiesstreifen am Rand wird das Übrige tun. Eine Umkehrdach-Über-Überdämmung macht wohl keinen Sinn (wäre vielleicht sogar kontraproduktiv?).
Was mir da halt ein wenig Kopfschmerzen macht, sind die vielen Elektrorohre. Natürlich kann ich die Folie darunter einfach rausreissen. Aber ich weiss nicht, wo ich überall unter den Rohren die Folie abgeklebt habe. Es läuft wohl wirklich darauf hinaus, jede einzelne Abklebte Stelle zuerst rauszuschneiden, dann das (vermutlich darunter vorhandene) Loch abzukleben, und da, wo das nicht praktikabel ist (die grossen dicken Rohrstränge) halt die Folie sein lassen. Und halt vielleicht über diesem Bereich eine Zone mit Bekiesung machen.

Was eine Alternative wäre, wenn sich denn herausstellen sollte, dass, aus welchem Grund auch immer, das Runternehmen der Folie keine Option ist, wäre halt doch wieder ein klassisches Kiesdach. Wenn denn erlaubt. Damit würde mein Dach ja schon fast stauben, so trocken würde es! :-)
Ob wir dann aber im Sommer unter dem Dach niedergaren, ist halt die Frage. Und dann sagt man ja auch, dass Gründächer so viel länger halten - wenn auch mein Dachdecker das so nicht bestätigen wollte. Kennst Du Dich da aus? Kiesdach würde heissen: Von unten gar keine Gefahr mehr, dafür ist die Dachhaut exponierter. Dafür aber auch keine Wurzeln etc... und Fehler oben auf der Dachhaut werden sich wohl noch eher rechtzeitig feststellen lassen, als Auffeuchtung von innen, oder?

Und schon wieder stelle ich Fragen, die mit dem (genialen, wie ich zugeben muss) Wufi nichts zu tun haben. :-)

Simon

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Thu Feb 18, 2016 10:49 pm -1100

Hallo Simon,

ja, wenn Du die Folie entfernen willst, musst Du auf jeden Fall sicherstellen, dass die Durchdringungen luftdicht verschlossen sind.
Bezüglich des Kiesdaches und des Gründaches würde ich jetzt nicht sagen, dass eins von beiden deutliche Nachteile hat. Die Dachbahn ist in beiden Fällen geschützt (hier meint man hauptsächlich die versprödende UV-Strahlung und mechanische Einflüsse (Gärtner mit Spaten)). Die Temperatur an der Dachabdichtung ist etwas höher, aber ich würde mal davon ausgehen, dass sich das Aufgrund der Dämmstärke des Aufbaus nicht wirklich stark auf die Raumtemperatur auswirken wird.

Also mein Fazit wäre hier:
Wenn
- beiden Schichten (3-Schicht-Platte und Vario xtra) mit Kiesdach funktionieren (rechnerischer Nachweis)
- Kiesdach zulässig (Statik/ Gemeinde)
- Eindeckung sowieso noch nicht drauf
dann wäre es sicher einfacher Kies statt Grün aufs Dach zu bauen anstatt in allen Räumen eine durchlaufende Folie rauszureißen und alle Durchdringungen irgendwie dicht zu bringen.

Bei Kies statt Gründach muss natürlich die Statik überprüft werden, ob das mit der Auflast noch passt.

Christian

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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH » Thu Feb 18, 2016 11:14 pm -1100

Vielen vielen Dank nochmals Für Deine Hilfestellung!

Ich denke, ich bin jetzt an einem Punkt angelangt, der mich wieder schlafen lässt (ich habe wirklich einige schlaflose Nächte hinter mir!)

- Es scheint zwar tatsächlich ein Problem, oder zumindest Indizien für ein Problem zu geben. Wobei mir diese Klarheit sogar noch lieber ist, als die reine Ungewissheit und ein blödes Bauchgefühl.

- Falls sich das Problem tatsächlich bestätigen sollte, wäre es wohl auf die eine oder auf die andere Weise mit vertretbarem Aufwand lösbar, und zwar so, dass ich dann nicht Angst haben müsste, in 10 Jahren eine Komplettsanierung machen zu müssen. Und ich auch nicht nach jedem Duschen panisch querlüften müsste, um den Tod des Daches noch ein wenig hinauszuzögern. :wink:

- Ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt da, das ganze vor Ort von einem Bauphysiker untersuchen zu lassen, also die Verantwortung abzugeben. Die Indizien halte ich für genügend stark, um diesen Schritt zu rechtfertigen, und ein weiteres Vorgehen macht natürlich nur so Sinn.

- Ich werde also am Montag mit unserem Holzbauer reden, und dann ist der Ball sicher erst mal bei ihm. Er baut ja schliesslich die Wohnung, nicht ich.

Lieber Gruss
Simon

Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau » Fri Feb 19, 2016 12:37 am -1100

Na dann viel Erfolg weiterhin.

Viele Grüße,
Christian

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